» Archibald Northcott wurde am 22 Dezember 1846 als zweiter Sohn seiner Eltern geboren. Schon in den ersten Monaten seines Lebens stellte sich heraus, dass er sich von seinem aufgeweckten älteren Bruder Edmund deutlich unterschied. Während Edmund ein lebhafter junger Bursche war und schon in Kleinkindertagen immer wieder dafür gesorgt hatte, dass seine Amme alle Hände voll zu tun hatte, war Archibald ein ruhiges Kind. Er schrie kaum und beschäftigte sich schon in frühen Jahren lieber alleine, als viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das einzige worauf er bestand, war sich vorlesen zu lassen, doch selbst dann saß er nur ruhig auf einem Stuhl und hörte zu, anders als sein Bruder, für welchen Stillsitzen anscheinend eine Bestrafung war.
Im Jahr 1849 kam wieder ein Nachkomme der Northcotts auf die Welt. Dieses mal war es ein Mädchen. Archibald selbst scherte sich nicht sonderlich viel um seine kleine Schwester. Er bevorzugte es nicht mit dem "sabberndem, schreiendem Ding" wie er sie betitelte zu interagieren. Zwar war er gerade einmal 3 Jahre alt, aber es war führ ihn dennoch offensichtlich, dass er mit der Kleinen nichts anfangen konnte. Seltsamer weiße entgegen jedermanns Vermutung, baute er zu seiner zweiten jüngeren Schwester, welche im Jahr 1853 auf die Welt kam, eine weitaus innigere Beziehung auf. Sobald er das lesen erlernte, nahm der damals etwa 7 jährige es selbst in die Hand, dem Mädchen vorzulesen und oft verbrachte er Stunden damit ihr von fernen Ländern zu erzählen. Die Amme der Kinder meinte häufig, dass die Abenteuer, welche Edmund draußen in der Welt erlebte, sich Archibald in seiner eigenen Fantasie ausmalte. Auf gewisse Art und Weise konnte man davon reden, dass er ein Träumer war, auch wenn er das heute voll und ganz abstreiten würde.
In der Zeit, die Archibald nicht mit seiner Schwester oder alleine verbrachte, konnte man ihn häufig bei seinem besten Freund aus Kindertagen auffinden. Mortimer Stride war der Sohn der Nachbarn der Northcotts und genau in Archibalds Alter. Die beiden verstanden sich, trotz ihrer unterschiedlichen Charakterzüge sehr gut und wurden schnell zu guten Freunden. Allerdings zogen die Strides 1859 in ein kleines Anwesen auf dem Land. So weit Archibald wusste, hatte dies mit der Gesundheit Mortimers Mutter zu tun, aber Gewissheit hatte er darüber nicht. Dennoch behielten die beiden Jungen Kontakt bei. Der Briefverkehr zwischen den beiden war eifrig und die Themen über die sie sich unterhielten wurden bad immer ernster. Mortimer war es, der Archibald von den Pionieren erzählte und gemeinsam schmiedeten die beiden Jungen Pläne eines Tages ebenfalls für den Fortschritt zu leben.
Einige Jahre lang war Archibalds Leben relativ ruhig. Bis wenige Tage nach seinem 16. Geburtstag der folgende Brief bei Mortimer eintraf.
26. Dezember 1862
London
Mein lieber Mortimer.
Wie Du sicher siehst ist dies nicht die Antwort auf Deinen letzten Brief und ich bitte um Dein Verständnis, was die Verzögerung der diesen angeht. Allerdings gibt es eine Entwicklung die ich Dir mitteilen möchte und derer ich nur ungern Aufschub zukommen lassen würde. Edmund ist tot. Es hat keinen Sinn diese Sache mit süßen Worten zu umschreiben. Er wurde an diesem Morgen des 26. Dezembers von einer Kutsche erfasst und starb noch vor Ort.
In Freundschaft komme ich nun zu Dir um mein Gewissen von einer Last zu befreien, die es alleine nicht zu tragen vermag. Ich weiß, dass ich mich an niemanden anderen Wenden kann und so bitte ich erneut um Dein Verständnis, wenn ich Dir erzähle, welche Rolle ich selbst an dem Tod meines Bruder trug. Ich bitte Dich zudem, urteile nicht zu streng über mich, denn wie Du hoffentlich zu sehen vermagst habe ich meine Gründe, die für mein Handeln Erklärung genug sein sollten.
Sicher erinnerst Du dich, dass schon häufig von meinen Zweifeln, Edmund seie ein guter Nachfolger meines Vaters gesprochen habe und gewiss hast du Zudem nicht vergessen, dass ich es bevorzuge das Leben nach verschenkten und ergriffenen Möglichkeiten einzuteilen.
Als ich heute Morgen demnach aus meinem Fenster blickte und sah wie mein Bruder von der Kutsche erfasst wurde, tat ich das einzige das für mich von Logik war. Ich wendete mich ab und widmete mich meinen Studien. Hätte ich etwas unternommen, so wäre Edmund womöglich noch am Leben. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass es keine Linderung bringe wird über das Wäre nachzudenken, so hoffe ich doch, dass dies niederzuchreiben meinen Geist befreien wird. Ich weiß, dass es von Selbstsucht zeugt Dir dies zu mitzuteilen und Dich in mein Geheimnis einzuweihen nur weil ich zu schwach bin es alleine zu tragen. Sei gewiss, dass ich noch während ich diese Zeilen verfasse daran zweifle den Brief abzuschicken. Sollte er dich also erreichen, so wisse dass es mir kein Vergnügen ist. Allerdings möchte ich auch an dein Vertrauen in mich und in unsere Pläne für den Fortschritt appellieren. Als ich meinen Bruder auf der Straße bluten sah, wurde mir bewusst, dass solle Edmund sterben ich selbst der Nachfolger meines Vaters sein würde. Und da dies nun tatsächlich eingetroffen ist, erinnere ich daran, welche Möglichkeiten uns sich dank meiner Erbschaft eröffnen werden.
Du kannst mit diesem Brief verfahren, wie es Dir beliebt, in meiner Not bitte ich dich ihn zu verbrennen aber letzten Endes bist Du es, der diese Entscheidung treffen muss und ich kann Deine Hand nicht lenken. Aber wisse, dass ich mein vollstes Vertrauen in Dich lege.
Ich verbleibe mit freundlichen grüßen, dein Freund
A.N.
Nach Edmunds Tod wurde das Verhältnis zwischen Archibald und seinem Vater wesentlich besser als es zuvor gewesen war. Während er seinem Vater auf der einen Seite vorspielte nur das Beste für die Fabrik im Sinn zu haben, schmiedete er mit Mortimer, zu welchem er trotz seines Geständnisses noch immer guten Kontakt pflegte, Pläne um den Fortschritt voran zu treiben. Allerdings sollte es noch ein paar Jahre dauern, in welchen Archibald seine Schullaufbahn, sowie ein Mathematik Studium beendete, ehe er sein Erbe antreten konnte. Sein Vater war, im November 1874 einer schweren Lungenentzündung zu Opfer gefallen. Seit nunmehr 14 Jahren ist Archibald nun der Kopf der Northcott Fabrik und das Geschäft läuft besser als er erwarten hätte können. Während in aller Öffentlichkeit an Metallen gearbeitet wird, befindet sich im hinteren Teil ein wahres Paradies für Mitglieder der Pioniere.